Vita

Über mich und meinen künstlerischen Werdegang


Martina Müller

1971 geboren und aufgewachsen in Ostseenähe, konnte ich meinen gestalterischen und künstlerischen Interessen schon zu Jugendzeiten in Arbeitsgemeinschaften, Kursen und schulischen Wahlfächern nachgehen. Nach dem Abitur 1989 entschied ich mich daher für ein Kunststudium. Durch das breitgefächerte Angebot sowohl an kunstpraktischen, kunsttheoretischen als auch kunsthistorischen Seminaren, Vorlesungen, Exkursionen und Praktika eignete ich mir umfangreiche Kenntnisse und Fähigkeiten an. Schwerpunkte meines eigenen künstlerischen Studiums waren Ölmalerei und Zeichnung, im Bereich der Angewandten Grafik vor allem Buchgestaltung und Buchobjekte einschließlich künstlerischer Drucktechniken (Holz- und Linoldruck, Tiefdruck, Lithografie, Siebdruck) sowie Skulptur und Plastik (Arbeiten mit Stein, Gips, Ton).

Mein intensives sechsjähriges Studium schloss ich 1995 an der EMAU / CDF-Institut mit dem ersten Staatsexamen und der Ausstellung BILANZEN, der Präsentation meiner Abschlussarbeiten, sowie 1998 mit dem zweiten Staatsexamen (Lehramt für Kunst und Mathematik an Gymnasien) ab.

Wiederholte Studienreisen nach Japan und Skandinavien beeinflussten meine ästhetische Wahrnehmung und Empfindung.

Malerei bildet den Schwerpunkt in meinem eigenen künstlerischen Gestalten und Arbeiten im Atelier verbunden mit Präsentation meiner Bilder in Ausstellungen.

 

Über meine aktuelle Kunst

Seit meinem Studium schätze ich insbesondere das Malen mit Ölfarben, dieser geschmeidigen Masse aus Pigmenten und Leinöl, die das Volumen nach dem Trocknen (eigentlich ein Oxidationsprozess des Leinöls) beibehält und so langsam abbindet, dass noch tagelang die Schichten einander beeinflussen können beim Gestalten.

Ich arbeite in Impasto-Technik mittels spachtelartiger Werkzeuge, die mir beim schichtenden Bearbeiten zum Auftragen, Entfernen und Anfügen dienen. Dabei entstehen reliefartige Oberflächen aus Strukturen, Schrunden, Graten, Plateaus und Ebenen - ausschließlich durch das Volumen der pastosen Ölmalfarbe auf den Leinwänden.

Dieser Prozess beinhaltet sowohl Wandlung und Zerstörung als auch Aufbau und Entstehung und erfolgt über relativ lange Zeiträume.

Wandelungen eines Bildes „beim Werden“ beinhalten Zustände, die nur mir als Schaffende bekannt und bewusst sind. Wie ein wohl behütetes Geheimnis liegt etwas im Verborgenen - obwohl alles scheinbar zutage liegt, die Spuren offensichtlich, lesbar und sichtbar sind. Aber der Wandelungsprozess ist weder komplett greifbar noch erkennbar und vor allem nicht wiederholbar. Zudem spielt der Aspekt des Zufälligen bei der Gestaltung eine Rolle (bedingt durch Spachteltechnik und Materialverhalten).

Es sind Veränderungen und Transformationen während des Entstehungsprozesses, die das Bild „wachsen und werden“ lassen und deren Schichten Geschichten erzählen :

- Geschichten vom Arbeitsprozess des Auftragens, Antragens, Abtragens von Farbmaterial und den dabei hinterlassenen Spuren des Kratzens, Schabens, Ritzens, Glättens …

- Geschichten über Wasser, Berge, verwitternde Gesteine und Wände, von Sprödigkeit und Glätte …

- Geschichten des Alltags, des Reisens, des Wahrnehmens, des Hinterfragens …

- Geschichten der Vergänglichkeit und Verletzlichkeit …

 

Es sind Schichten, die geologische, morphologische, historische, biografische, aber auch aktuelle Aspekte assoziieren und dabei Geschichten erzählen von flüchtigen Situationen des Wassers, Wetters, Blühens und Vergehens, von Landschaftswahrnehmungen sowie von scheinbarer Beständigkeit der Steine, Felsen, Gebäudewände, Wassermassen, des Sonnenlichts.


Die Bilder können als Ausschnitt / Detail der Gesamtwahrnehmung eines Moments, eines Ortes bzw. Raums, einer persönlichen Situation und Empfindung gedeutet und aufgefasst werden.

Mit diesen subjektiven Seherfahrungen und Erinnerungen spielen auch die Bildtitel: 

o.T.  (und ein Assoziationsangebot)

 

Die Bilder wünschen Abstand und Nähe des Betrachters im Wechsel.

Von Nahem wirken eindrucksvoll die opulenten Materialschichten, denen die Spuren des Auftragens und Abtragens ablesbar sind. Sie mögen verschwenderisch verwendet erscheinen und doch ist jede Farbmasse notwendiger Teil des Bildes und Malvorgangs.

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